Es kommt wie ein Überfall: Urplötzlich ist das „Müssen“ da, und zwar so stark, dass schon nach kurzer Zeit ein Malheur droht und man nur noch panisch zur Toilette rennen kann. Dieser sogenannte imperative Harndrang ist das Hauptsymptom einer überaktiven Blase, auch Reizblase genannt. Für Betroffene führt das nicht selten zu sozialer Isolation: Ein Spaziergang im Park, ein Kegelabend in einem Lokal mit Waschräumen im Keller, ein Bummel durchs Einkaufszentrum – alle Situationen, in denen man sich weiter als 30 Sekunden von der nächsten Toilette entfernt, werden gemieden. Zu groß ist die Angst, Aufsehen zu erregen, unangenehm zu riechen oder gar mit dem sichtbaren Malheur dazustehen. Am Ende traut man sich kaum noch aus dem Haus.
Die überreizte Blasenmuskulatur entspannen
Eine überaktive Blase lässt sich allerdings wirksam behandeln. Leider scheuen viele Betroffene aus Schamgefühl den Gang zum Arzt. Senioren stufen die Beschwerden zudem oft als normale Alterserscheinungen ein, gegen die man nichts tun kann. Beides ist falsch. Zunächst sollte man sich klar machen, dass man mit dem Problem nicht alleine ist: Etwa zwölf Millionen Männer und Frauen leiden in Deutschland unter einer überaktiven Blase. Für Fachärzte wie Urologen oder Gynäkologen gehört die Erkrankung zum beruflichen Alltag, über die man ohne Peinlichkeit sprechen kann. Zum anderen gibt es wirksame Behandlungsoptionen. So können sogenannte Anticholinergika wie „Vesikur“ die überreizte Blasenmuskulatur entspannen und den plötzlichen Harndrang bei nur einmaliger Einnahme am Tag gut unter Kontrolle bringen.
Training kann helfen
Die Gesundheitsexperten des Verbraucherportals Ratgeberzentrale.de raten zudem zu gezielter Beckenbodengymnastik, da so der Halteapparat der Blase gestärkt wird. Unter blase-ok.de etwa findet man Übungen und zudem Tipps für ein gezieltes Toilettentraining. Dabei wird versucht, durch Aufschubstrategien den Toilettengang Stück für Stück weiter hinauszuzögern, bis wieder normale Intervalle erreicht sind oder sich zumindest die „Vorwarnzeit“ deutlich verlängert. (djd).
Hilfe aus dem Internet
(djd). Wer unter einer überaktiven Blase leidet, sollte unbedingt einen Facharzt aufsuchen. Um die Scheu zu überwinden und im Alltag besser klar zu kommen, helfen aber auch Informationen, Tipps und Hilfsangebote aus dem Internet – zum Beispiel unter blase-ok.de, wo man unter anderem kostenlos ein Miktions-Tagebuch bestellen kann. Zusätzlich findet man hier weitere nützliche Adressen wie die Deutsche Kontinenzgesellschaft, das Deutsche Beckenbodenzentrum und eine Therapeutenliste.
Als jemand, der selbst von Blasenschwäche betroffen ist, verstehe ich die Herausforderungen, die damit einhergehen, besonders gut. Die Einsamkeit, die diese Situation verursachen kann, ist schwer zu überwinden. Doch durch meine eigene Erfahrung habe ich gelernt, dass es Wege gibt, um damit umzugehen. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Hilfsmitteln habe ich für mich eine Lösung gefunden, die mein Leben verbessert hat. Die Ergebnisse sind spürbar – ich kann wieder selbstbewusster auftreten und fühle mich nicht mehr so isoliert. Daher kann ich voll und ganz nachempfinden, wie es Menschen mit Blasenschwäche geht und möchte anderen Mut machen, nach Hilfe zu suchen.
Brechen wir das Tabu, und bringen wir den Mut auf, uns wegen unserer Blasenstörung an einen Arzt zu wenden! Denn Harninkontinenz ist eine chronische Erkrankung, unter der mehr Frauen leiden als unter anderen Volkskrankheiten.